Zähmen heißt, sich vertraut machen
In den ersten Herbsttagen durften wir uns an der Ostsee erholen und ich genoss die Spaziergänge am Übergang von rhythmischem Fließen des Meerwassers und weichem Sand des Festlands. An einem Abend trieb stürmischer Wind hohe Wellen mit weißen Gischtkronen an den Strand. Im Abendlicht glitten zwei Kitesurfer auf ihren Brettern über die Wellen im rasanten Tempo des mitreißenden Luftstroms in den prallgefüllten Gleitschirmen. Die ungestüme Kraft von Luft und Wasser, eingespannt zwischen Brett und Schirm, gezähmt durch das straff gehaltene Seil, erlaubte den geübten Surfern einen lustvoll wilden Tanz. Spontan sehe ich vor meinem inneren Auge eine Zeichnung der Zehn Ochsenbilder, die auf den Bild- und Textzyklus aus dem 12 Jhdt. des chinesischen Zen-Meisters Kuoan Shiyuan zurückgehen und unvergleichbar den Weg der Selbstfindung im Zen, dem Erwachen aus der Illusion des Getrenntseins und seiner Verkörperung im Alltag illustrieren. Seit 9 Jahren lädt das Zen Zentrum Offener Kreis ein, dieses Vertrautmachen in einem Raum konzentrierender Stille einzuüben. Und davor stand das Meditationszentrum im Romerohaus schon 9 Jahre dafür offen. Im kleinen Kreis haben wir diese zuverlässige und treue Offenheit für Menschen, die sich nach dem Erwachen sehnen, in einer schlichten Feier würdigen dürfen. Gabriele Geiger-Stappel, sensei – Newsletter Okt.24 Zenzentrum Offener Kreis Luzern
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